Das rosa Haus, einst eine Mühle, steht in der Mitte des mächtigen Stroms, Flusskilometer 2.379, Baudenkmal Aktennummer D-3-62-000-1425. „Dreigeschossiger Walmdachbau mit gebändertem Erdgeschoss, Fassadengliederung spätklassizistisch, 1908 von Karl Frank, aus dem Umbau der ehemaligen Lederermühle von 1844 hervorgegangen“, davor als Gewürzmühle im Einsatz.
Zwei Balkone über dem Wasser, eine kleine Insel davor, eine Insel drunter. Wöhrd heißt die, unterer Wöhrd – „eine landwirtschaftliche Nutzfläche in Flussnähe nahe einer Siedlung, normalerweise auf einer Insel“. Werder, Wörd oder so, auch anderswo im deutschen Sprachraum, siehe Bremen oder Nürnberg.
Gegründet vom Philosophenkaiser
Wer den Blick hebt, sieht das Zentrum dieser tausende Jahre alten Stadt, drüben am Marc-Aurel-Ufer und in der Thundorferstraße. Der römische Kaiser, ein Stoiker, ließ 179 n.C. ein Lager befestigen, ein Castrum bauen – Castra Regina, das Kastell am Regen. Tausend Jahre später kamen Steinerne Brücke und schließlich der Dom, den man jeden abend bis um elf (wer schaltet den eigentlich ab?) – stolz beleuchtet. Tagsüber raucht und duftet die Historische Wurschkuchl, die älteste Wurstbraterei der Welt. Früher für die Arbeiter, heute für Touristen, wenn sie denn kommen (dürfen).
Auf der Insel gegenüber stehen aufgereiht fünf, sechs Mühlen, eine davon die Gewürz- und Ledermühle, eine andere mit einem mächtigen Eisbrecherschild am Nordwestende – aber all das kam erst viel später. Vorher, im Mittelalter war der Wöhrd die Quarantäneinsel, die Insel der Verdammten gleichsam. Das Pesthaus liegt nur zwei, dreihundert Meter donauabwärts, gleich vor der geräumigen, überwucherten Schneelagerfläche der Stadt, fast unter der mächtigen Nibelungenbrücke aus der Nazizeit. Drei Einrichtungen, die man eigentlich derzeit gar nicht (mehr) braucht – auf absehbare Zeit.