Auch wenn’s manchmal so ausschaut: Die Regensburger Donauinseln gab’s nicht immer, und mindestens zwei von Ihnen sind gar keine Inseln. Dass Inseln ihre Form über die Jahrhunderte (-tausende) hin und wieder ändern, ist ja offensichtlich – aber dass dabei auch die Naab, die heute ja gut sieben Kilometer westlich der Domstadt mündet, eine Rolle gespielt hat, verwundert doch.
Insel, die erste: Der Untere Wöhrd
Zur Zeit der Römer, im zweiten Jahrhundert entstand der Untere Wöhrd. Den Oberen gibt’s seit dem Mittelalter. Die Naab mündete früher erst in den Regen, dann gemeinsam mit ihm in die Donau. Kanal war keiner, der kam ja erst im 20. Jahrhundert, also muss das wohl am Grießer Spitz gewesen sein.
Eine ellenlange Landzunge von Mariaort bis hinter Stadtamhof zog sich da hin, bis eine Überschwemmung Donau und Naab erstmals vereinigte, oberhalb des somit neu geschaffenen Unteren Wöhrd, am „Oberen Hammerbeschlächt“, da wo der Regensburger heute die Aussicht auf die Türme der Stadt genießt und das als Hochwassermarke (bei 3 meter 90) dient.
Die lange Halbinsel hat einige spannende Details, lag sie doch im wahrsten Sinne „zwischen“ den Welten der freien Reichsstadt und dem bayerischen Norden…
Insel die zweite: Oberer Wöhrd
Um 1300, bei einem enormen Hochwasser, teilten sich die Fluten erneut, irgendwo zwischen Mariaort und dem Wehr bei der heutigen Autobahnbrücke vor den Winzerer Höhen. Donau und Naab durchbrachen die schmale Landzunge, vereinigten sich und erschufen den Oberen Wöhrd.
So ganz nebenbei erzeugte die Natur damit auch ein Politikum und einen dauerhaften Zankapfel. Das Nordufer war bayerisch, das Südufer freie Reichsstadt. Sowohl Schifffahrt auf den neuen Wasserarmen wie auch das Einbinden des „Wehrloch“ in die Regensburger Stadtmauern sorgten regelmäßig für Ärger.
Das gegenseitige Wasserabgraben ist wohl noch das am wenigsten Schlimme gewesen: Von Ketten unter der Steinernen, zerstörten Mauern und gekappten Schiffstauen ist die Rede. Allein 1753 sollen Bayern sieben Wochen lang Regensburger Gebäude am Wehrloch abgerissen haben. Da wundert es nicht, dass auch die Städter mit allen Mitteln versuchten, zu verhindern, dass sich bayerische Salztransporte durchmogelten ohne zu bezahlen oder nur am Nordufer anlegten.
Keine Inseln: Jahninsel und Stadtamhof
Übrigens: Die Jahninsel gehört zum Oberen Wöhrd (auch bei Hochwasser). Stadtamhof dagegen war nie eine Insel, sondern bayerische Vorstadt am Nordufer der Donau. Der Rhein-Main-Donau-Kanal, der Regensburgs wohl schönsten Stadtteil heute abtrennt, folgt einer Flutmulde zwischen Stadtamhof und Steinweg entlang des Protzenweiher. Solche Insel-Sollbruchstellen gibt es auch heute wieder auf den Wöhrden, z. B. beim Pavillon der Villa Lauser oder beim Parkplatz an der Eisernen Brücke.